Lange träumte der große britische Romancier und gelegentliche Drehbuchautor Kazuo Ishiguro davon, ein englisches Remake von Kurosawas IKIRU (1952) zu schreiben. Er dachte dabei an Bill Nighy. Bei einer zufälligen Begegnung stellte er ihm die Idee vor. Nighy sah sich Kurosawas Film an und erklärte ohne Umschweife, dass er die Rolle gerne spielen würde. Es handelt sich dabei um den desillusionierten Beamten Williams, der nur noch streng nach Vorschrift agiert. Doch dann erhält Mr. Williams eine schlechte Diagnose. Ihm bleiben wenige Monate und er muss sich fragen: Hat er je wirklich gelebt – und kann er es jetzt noch? Eindrückliches Charakterdrama.
1953. In einem London, das sich immer noch von den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs erholen muss. Der erfahrene Beamte Williams (Bill Nighy) ist ein ohnmächtiges Rädchen im Bürokratie-Getriebe dieser Stadt, die mit dem Wiederaufbau kämpft. Erschlagen von den Aktenbergen auf der Arbeit und einsam zuhause, fühlt sich Williams' Leben seit langem leer und bedeutungslos an. Dann zwingt ihn eine erschütternde medizinische Diagnose dazu, Bilanz zu ziehen – und zu versuchen, die Erfüllung zu ¬finden, bevor sie unerreichbar wird... Regisseur Oliver Hermanus hat sein Werk im klassischen 1:1,33 Kinoformat gedreht, die schnelle Schnittabfolge des modernen Kinos lässt er fallen, die Farbpalette ist der erzählten Zeit angepasst, für die Einleitung wurden Aufnahmen aus alten Wochenschauen überarbeitet – kurz: LIVING erscheint wie vor langer Zeit entstanden und ist allein insofern stilistisch herausragend. Hinzu kommt eine brillante Verknüpfung der Form mit dem Inhalt, beispielsweise, die bedrückende Atmosphäre, die das Format unterstützt, aus der die Haupt¬figur auszubrechen versucht, bis hin zu einer sehr sehenswerten Gesellschaftskritik. Bill Nighy spielt die Selbstunterdrückung seiner Figur mitreißend. Mr. Williams ist Mahnmal und Inspiration zugleich. Ein äußerst berührendes, äußerst menschliches Melodram.