Das kostbarste aller Güter
Regie: Michel Hazanavicius | Belgien, Frankreich 2024 | Animation | Originalsprache: Französisch
Eigentlich ist der Regisseur eher für das Komödiantische bekannt – für seinen Erfolgsfilm THE ARTIST oder das Remake FINAL CUT OF THE DEAD. Bisweilen versucht er sich am Ernsthaften. Dabei wollte der jüdische Hazanavicius niemals eine Geschichte über den Holocaust machen. Dann las er Jean-Claude Grumbergs Jugendbuch – und ein Zeichentrickfilm begann sich vor seinem geistigen Auge zu entwickeln. Ein zutiefst berührendes Animations-Märchen über den Holocaust.
Polen im Winter 1943. Die Frau eines Holzfällers findet in der Nähe der Bahngleise ein Baby im Schnee. Das Kind wurde in einem Akt größter Verzweiflung aus einem fahrenden Zug geworfen, einem Todeszug auf dem Weg in das Vernichtungslager Auschwitz. Trotz bitterer Armut und ohne über die drohenden Konsequenzen nachzudenken, nimmt die kinderlose Frau das kleine Mädchen in ihre Obhut. Dieses Kind – das kostbarste aller Güter – verändert fortan grundlegend das Leben des Ehepaares und auch all jener, deren Wege es kreuzt. Einige von ihnen werden alles daransetzen, das Mädchen zu schützen, ungeachtet der Risiken für das eigene Leben. Seine Geschichte wird das Beste und Schlimmste in den Menschen zum Vorschein bringen… Hazanavicius schafft einen Film von unheimlicher Schönheit, der eine Atmosphäre ausstrahlt, die den märchenhaften Erzählton der Romanvorlage großartig aufgreift. Im Raum steht schlussendlich die Frage, ob tatsächlich geschehen ist, was man gerade gesehen hat, oder ob es nur eine schöne Vorstellung ist. Das Drama schafft es, der Unmenschlichkeit des Holocausts die absolute Menschlichkeit der Holzfällerfrau gegenüberzustellen, zeigt das Schlechteste und das Beste der Menschheit. Die Szenen im KZ beschwören die schrecklichen Bilder herauf, die alle kennen, die in Form des Zeichentricks schier noch überwältigender wirken, eine Hyperrealität, der sich schwer zu entziehen ist. DAS KOSTBARSTE ALLER GÜTER erzählt von Menschen, die leicht zu beeinflussen sind. Von einem tief verwurzelten Antisemitismus, der auch vor der Unschuld eines Kindes nicht Halt macht, was den Irrsinn dieses Hasses nur noch wuchtiger illustriert. Ein bewegender Animationsfilm, in dem die Schrecken des Holocaust neben leuchtenden Funken der Mitmenschlichkeit und Hoffnung stehen.
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