Dieses Gefühl, daß die Zeit, etwas zu tun, vorbei ist

Regie: Joanna Arnow | Darsteller: Joanna Arnow, Scott Cohen, Babak Tafti | USA 2023

Mit Mitte 30 ist Ann vieles, nur nicht zufrieden. Der Job ist todlangweilig, die Familie nervt und ihre Liebschaften sind von kurzer Dauer. Ihre langjährige BDSM-Beziehung gibt ihr auch nicht mehr viel. Ungelenk versucht sie, ihr Leben irgendwie in glücklichere Bahnen zu lenken… Wer sich auf diese von tiefschwarzem Humor und feiner Ironie durchzogene Komödie einlässt, wird mit einem lebensnahen, wahrhaftigen Film belohnt. Ein verheißungsvolles Debüt!

Ann (Joanna Arnow), eine etwas mürrische New Yorkerin, fühlt sich in allen Bereichen ihres Lebens festgefahren. Die Jahre in ihrer langjährigen BDSM-Beziehung, ihrem unbedeutenden Job in einem mittelständischen Unternehmen und ihrer streitsüchtigen jüdischen Familie sind frustrierend schnell an ihr vorbeigezogen, und sie hat es verpasst, sich ein erfüllendes Leben zu schaffen. Während sie sich zunehmend entfremdet fühlt, ringt sie mit sich selbst und ihren wechselnden sexuellen Beziehungen – und beginnt, sich immer mehr unangenehme Fragen zu stellen… Die Filmemacherin Joanna Arnow zeigt mit ihrem Spielfilmdebüt, bei dem sie neben Regie, Drehbuch und Schnitt auch gleich die Hauptrolle übernahm, dass sie eine der mutigsten und kreativsten jungen Stimmen des amerikanischen Indie-Kinos ist. Ihre Arbeit wird bereits mit den Anfängen von Regie-Größen wie Noah Baumbach oder Woody Allen verglichen. Mit lakonischem Humor gelingt es ihr, auf subtile, selbstironische Weise tiefe Einblicke in das zerrüttete Seelenleben einer New Yorkerin zu geben, die zwischen den distanzierten Gesprächen mit ihrer Familie und den Bettlaken verschiedener Sexualpartner versucht, sich selbst auszublenden – um sich am Ende doch wieder näher zu kommen. Intime Momente mit ihren Lovern reichert Arnow mit zum Prusten schrägem Witz an. Seinerseits großartig: Scott Cohen als Anns älterer BDSM-Liebhaber! Eine Tragikomödie, so herrlich absurd und befremdlich wie das Leben.

» Ein verblüffend offenherziger, unverblümter und selbstironischer Film mit schrägem Humor, bissig-scharf und tiefgründig – der alles dafür tut, nicht gemocht zu werden, und am Ende genau das Gegenteil erreicht! « SPOT