Kein Tier. So Wild.
Regie: Burhan Qurbani | Darsteller: Kenda Hmeidan, Verena Altenberger, Hiam Abbass, Mona Zarreh Hoshyari Khah | Deutschland, Frankreich 2025
Klassisch und modern zugleich: Burhan Qurbani (BERLIN ALEXANDERPLATZ) interpretiert Shakespeares "Richard III." neu und verlegt den Stoff ins Berliner Clanmilieu: Im unerbittlichen Krieg zweier arabischstämmiger Familien bahnt sich die jüngste Tochter der einen mit Intrigen und Morden ihren Weg nach oben, ohne Rücksicht auf Verluste – und bezahlt einen hohen Preis… Atmosphärisch dicht, inhaltlich intensiv, visuell streng und mit präzis geschliffenen Dialogen.
Zwei hohe Häuser, die arabischen Großfamilien York und Lancaster, haben den Krieg von den Straßen Berlins in den Gerichtssaal getragen. Rashida ist die jüngste Tochter und Anwältin des Hauses York. Mit einer raffinierten Provokation verhilft sie den Yorks zum Sieg. Doch dass die beiden Familien nun Frieden schließen wollen, kommt ihr ungelegen. Im Frieden der Gangster ist sie als Frau zum Gehorsam verdammt. Schwester, ja. Tochter, klar. Nur Königin, das wird sie nie. Aber Rashida will nicht gehorsam sein. Sie will herrschen. Will sie die Krone, muss sie intrigieren, muss sie Feinde verführen und Geliebte töten. Doch auf dem Höhepunkt der Macht wird Rashida von der Gewalt eines ganz anderen Krieges eingeholt. Sie findet sich in ihr Innerstes zurückgeworfen: Erinnerungen an eine Kindheit unter Bomben. Ein Garten aus Einsamkeit und Zerstörung. Spiegel einer verletzen Seele… Die Dramatikerin Enis Maci und Burhan Qurbani haben Shakespeares Stück für die Leinwand neu übersetzt und bearbeitet. Nicht Rashid, sondern Rashida heißt Richard III. in ihrer aktualisierten Version des klassischen Stoffes: Das Geschlecht ist der Klumpfuß – das Frausein als Geburtsmakel. Gegen gängige Optiken und Klischees inszeniert Qurbani das Stück. Berlin als Schauplatz der Handlung? Die Stadt, die so oft und austauschbar in Geschichten über Clankriminalität als Kulisse dient, spielt keine Rolle. In Sprache wie Spiel herrscht maximale Künstlichkeit statt vorgeblicher Naturalismus. Die Theatralität von KEIN TIER. SO WILD. hat nichts mit dem derzeit gängigen Kammerspielton der Mikroport-Dramatik gemein. Einen wuchtigen Kino-Fünfakter hat Qurbani geschaffen – » metallische Ästhetik, stilsicherer Slang, bestechend zeitgemäß! « NACHTKRITIK
» Furiose, abgründige Neuinterpretation von RICHARD III. im Berliner Clanmilieu! « CINEMA